Bericht zu unserer Verbandsreise nach Dresden und Chemnitz vom 28.01. – 02.02.2020

Wie üblich traf sich unsere Gruppe sehr zeitig in der Früh, um sich den bewährten Händen unseres Hobby-Chauffeurs Ing. Bernd Neuhauser anzuvertrauen und den versäumten Schlaf bis zur ersten gesetzlich vorgeschriebenen Unterbrechung in Speřice nachzuholen. Noch vor Dresden besuchten wir Graupa, diesen heute zu Pirna gehörenden Ort, der bereits 1350 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Schäferschen Bauerngut weilte Richard Wagner im Sommer 1846 und komponierte hier Teile des „Lohengrin“. Seit 1907 ist ein kleines Museum hier untergebracht. Nach verzweifeltem Suchen fanden wir endlich auch das weltweit größte Richard Wagner-Denkmal im Liebenthaler Grund. Das Bronze-Denkmal, entworfen von Professor Richard Guhr (1911/12), stellt Richard Wagner als Gralsritter dar. Zu seinen Füßen verkörpern fünf Figuren die Elemente seiner Musik: das Sphärische, das Lyrische, das Dramatische, das Dionysische und das Dämonische.  Beim gemeinsamen Abendessen im Hotel freuten wir uns schon auf unseren ersten Musikgenuss, dem Konzert in der Semperoper.  Auf dem Programm standen die Symphonie in H-Dur HOB 1:46 von Joseph Haydn, das Violakonzert in D-Dur von Carl Stamitz (Viola: hervorragend Florian Richter) und die Symphonie mit dem Paukenwirbel in Es-Dur HOB 1:103 von Joseph Haydn.  Am Pult der Sächsischen Staatskapelle stand Bruno Weil.

Den nächsten Tag nutzten wir zu einem Ausflug ins Erzgebirge, einem Mittelgebirge, auf deren Kammlinie die Grenze zwischen Sachsen und Tschechien verläuft. Seit der Besiedlung im Mittelalter wurde hier die Natur durch menschliche Eingriffe geformt. Das erste Erz wurde 1169 bei Freiberg gefördert. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden Silber-, Eisen-, Zinn-, Blei- und Zinkerz abgebaut. Ab 1946 wurden Wismut-Kobalt-Uran-Lagerstätten u.a. bei Schneeberg gefunden. Seit dem 16. Jh. wurde die Schnitzkunst betrieben; hergestellt werden Kinderspielzeug, Nussknacker, Räuchermännchen, lichttragende Engel und vieles mehr. Heute steht das Erzgebirge unter Landschaftsschutz; der Naturpark Erzgebirge/Vogtland ist der größte seiner Art in Deutschland.

Unser erster Stopp war Freiberg, dessen Zentrum unter Denkmalschutz steht. Rund 800 Jahre lang war die Stadt vom Bergbau und der Hüttenindustrie geprägt, im Mittelalter war Freiberg sogar die größte Stadt Sachsens, was sich erst nach dem Dreißigjährigen Krieg änderte. Um 1160 als Christianedorph erstmals erwähnt. Ab 1168, nach der Entdeckung von Silbervorkommen, entstand die Bergmannssiedung „Civitas Saxorum“, um 1180 auch eine Siedlung um die Nikolaikirche sowie um 1215 die sogenannte Oberstadt am Obermarkt. Danach erfolgte der Ausbau der Unterstadt um die Burg Freudenstein. Das heutige Stadtbild entstand nach dem Großbrand von 1484. Mit der 1765 gegründeten Bergakademie steht hier die älteste noch bestehende technisch-montanwissenschaftliche Universität der Welt, deren berühmteste Studenten Friedrich von Hardenberg (Novalis), Humboldt, Johann Wolfgang von Goethe und Theodor Körner waren.

Unser Führer zeigte uns bei einem Rundgang die Sehenswürdigkeiten der Stadt und zählte eine nicht enden wollende Anzahl von Erfindungen auf, die von Freiberg die Welt eroberten. Der Dom St. Marien, der zwischen 1484 und 1512 erbaut wurde und der neben der Leipziger Thomaskirche einer der ersten spätgotischen Hallenkirchen Sachsens ist. Vom romanischen Vorgängerbau ist die Goldene Pforte (1230) erhalten, sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele der Verbindung von Architektur und Plastik Deutschlands und entspricht in kleinerem Rahmen den Westfassaden der großen französischen Dome. Leider war der Dom nicht zugänglich, weshalb wir die Tulpenkanzel aus dem Jahr 1510, geschaffen von Hans Witten, dem wahrscheinlich letzten Werk der sächsisch-thüringischen Gotik, nicht bewundern konnten. Ebenso wenig konnten wir die aus den Jahren 1711- 14 stammende Silbermannorgel und die von 1585 – 94 geschaffene Grabanlage der Wettiner besichtigen. Der ‚Königlich Polnische und Kurfürstlich Sächsische Hof- und Landorgelbauer‘ Gottfried Silbermann lebte in Freiberg von 1711 – 51, weshalb in der Jakobikirche und in der Petrikirche (1210 -18) zwei weitere Silbermann-Orgeln erhalten sind. Das Rathaus am Obermarkt stammt aus dem 15. Jh., er ist einer der besterhaltenen Marktplätze Sachsens. Hier finden sich weitere schöne Gebäude der verschiedenen Stilepochen. Der sich in der Mitte befindliche Brunnen heißt nach dem Stadtgründer „Otto der Reiche“.  Das Kaufhaus am Obermarkt 16 ist ein Renaissancegebäude mit sehenswertem Frührenaissance-Portal. Der dreigeschossige spätgotische Donatsturm aus dem 15. Jh. ist ein Überbleibsel der Stadtbefestigung. Zwischen der Mönchstraße und Schloss Freudenstein begegnet man weiteren Spuren der Stadtbefestigung aus dem frühen 15. Jh., wie das spätgotische Kornhaus aus dem Jahr 1490.

Vom Stadtführer wurden wir auf die Bedeutung der Hüttenindustrie und den von Freiberg ausgehenden Innovationen hingewiesen.

Unser nächster Halt war Marienberg, das erstmalig 1323 als ‚bey Slettyn‘ urkundlich erwähnt wurde. Die Gründung der Stadt wird Heinrich V. von Sachsen (nach den ersten Silberfunden) 1521 zugeschrieben. 1648 wurde der Silberabbau eingestellt, nach 1945 wurde einige Zeit Uran abgebaut. Die historische Altstadt und die Bergbaulandschaft bei Lauta gehören zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Bei dem sich auf dem Markt befindlichen Rathaus, einem Renaissancegebäude aus dem Jahr 1537, das durch wiederholte Brände beschädigt wurde, ist das reich gestaltete Portal besonders sehenswert. Auf dem Markt liegen außerdem einige sehenswerte Bürgerhäuser (Nr. 5, 6 + 14.) aus dem 16.Jh. Von der ursprünglichen Stadtumfriedung sind der Rote Turm und das Zschopauertor erhalten. In der Wehrgangkirche Lauterbach ist die wahrscheinlich älteste Orgel Sachsens zu hören.

Unweit, in Schneeberg, einem weiteren Bergbauort, befindet sich das Stammhaus der Familie Schnorr von Carolsfeld. Ludwig Schnorr von Carolsfeld und seine Frau Malvina sangen bei der UA von „Tristan und Isolde“ in München 1865 die Titelpartien.

Bei unserer nächsten Station Annaberg war vor allem der Dom von Interesse. Der Ort wurde nach Silberfunden am Schreckenberg im Jahr 1496 gegründet. Durch die reiche Ausbeute des Silberbergbaues entwickelte sich Annaberg, nach Freiberg, zur zweitgrößten Stadt Sachsens. Um etwa 1522 zog Adam Ries hierher, wo er bis zu seinem Lebensende als Rechenmeister und Bergbeamter tätig war. Das von der albertinischen Linie der Wettiner regierte Annaberg blieb lange katholisch, dadurch entwickelte sich die St. Annakirche zu einem Wallfahrtsort. Nach dem Tod Herzog Georgs wurde auch in Annaberg 1539 die Reformation eingeführt. Zar Peter der Große machte hier auf seiner Reise nach Karlsbad im Jahr 1712 Station. Nach dem Rückgang des Silberabbaus gewann das Klöppeln und Bortenwirken an wirtschaftlicher Bedeutung. Nach 1945 wurde Annaberg mit Buchholz fusioniert.

Die St. Annakirche wurde nach kurzer Bauzeit (1499-1525) mit kostbarer Ausstattung, die den Reichtum der Bürger widerspiegelt, in der Übergangszeit zwischen Spätgotik und Renaissance, erbaut. Die doppelgeschossige Fensterordnung, die reiche Bauskulptur, die im Jahr 1577 von der ehemaligen Franziskanerkirche hierher versetzte Schöne Pforte, das rechteckig gerahmte südöstliche Renaissanceportal (1518) der Alten Sakristei legen dafür Zeugnis ab. An der Ausstattung waren wesentlich H. Witten, F. Maiburg, Ch. Walther d. Ä. und der Augsburger Bildhauer A. Daucher beteiligt. Besondere Beachtung verdienen der „Bergmannsaltar“, ein doppelflügeliger Altar, dessen Rückseite von H. Hesse um 1520 mit Szenen des Bergmannslebens bemalt wurde. Hinter dem Hauptaltar ist ein weiterer Flügelaltar zu sehen, der einem Cranach-Schüler zugeschrieben wird (1522). Vor der Kirche steht ein Denkmal Martin Luthers. Auf dem Marktplatz ist das spätgotische Gasthaus „Wilder Mann“ (um 1500), mit kostbarer Holzbalkendecke, das im Jahre 1751 erbaute Renaissancerathaus und die Bergkirche  St. Marien  mit einem im Inneren der dreischiffigen Hallenkirche stehenden, intarsienreichen Renaissancestuhl, von Interesse.  Auf dem Köselitzplatz ist eine alte Postenmeilensäule und ein Denkmal von Adam Ries zu sehen.

Der letzte Stopp des Tages galt Frauenstein im Landkreis Mittelsachsen. Das Schloss Frauenstein liegt etwas unterhalb der früheren als Ruine erhaltenen Burg. Es entstand im 16. Jh. als Renaissance-Schloss. Die Schäden des Dreißigjährigen Krieges, wobei auch die wertvolle Inneneinrichtung verlorenging, und dem großen Stadtbrand von 1728, konnten bisher nur teilweise behoben werden. Heute beherbergt es das Gottfried-Silbermann-Museum, dessen Anfänge bis auf das Jahr 1900 zurückgehen. Es wird das Leben und Wirken des unweit von Frauenstein geborenen Orgelbauers beleuchtet. Seit 1994 ist der Nachbau des 1732 für die Dorfkirche in Etzdorf angefertigten, jetzt im Bremer Dom befindlichen, Orgelpositivs zu besichtigen und zu hören.

Am 30. Jänner 2020, dem Tag der Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ in der Semperoper, besichtigten wir Dresden, seit 1990 Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen. Die Stadt liegt inmitten der klimatisch begünstigten Dresdner Elbtalweitung beiderseits dieses Flusses. Es ist Industrie-, Verwaltungs-, Bildungs- und Kulturzentrum sowie katholischer Bischofssitz.

Dresden geht auf das an einem alten Elbübergang gelegenen slawischen Dorf namens Drezdany zurück. Das Geschlecht der Wettiner herrschte in Sachsen fast 800 Jahre lang, es wurde von Burkhard, Markgraf der Sorbischen Mark, gestorben 908, gegründet. Seit Thimo (+ 1098), Graf von Wettin, nannte sich das Geschlecht nach der Burg Wettin. Friedrich I., der Freidige, Sohn der Kaiserstochter Margarete (Vater: Friedrich II.) behauptete den bereits umfangreichen Territorialbesitz der Familie gegen die königliche Hausmachtpolitik. Friedrich I., dem Streitbaren, wurde nach dem Aussterben der Askanier das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde übertragen (1423). Es gab mehrere Linien der Wettiner, dessen bedeutendste, die Ernestinische Linie war, die über das Haus Sachsen-Coburg und Gotha auf die Throne Belgiens (ab 1831), Portugals (von 1853 – 1910), Bulgariens (1887 bis 1894) und Großbritanniens (ab 1901) gelangte. Die Albertiner Linie kam 1806 zur sächsischen Königswürde. Die schillerndste Figur in der langen Geschichte Dresdens ist zweifelsfrei Friedrich August I., der Starke (1670 – 1733), Kurfürst von Sachsen (seit 1694) und König von Polen (1697- 1706 und 1709 – 33). Er war mit Prinzessin Christiane Eberhardine von Ansbach-Bayreuth verheiratet. Um an die Königswürde von Polen zu gelangen, trat er 1697 zum Katholizismus über. Im Großen Nordischen Krieg war er Kampfgenosse Peters des Großen gegen den schwedischen König Karl XII. Der Friedensvertrag von Altranstädt 1706 zwang ihn zum Verzicht auf den polnischen Thron zugunsten von Stanislaw Leszczynski. Nach dem Sieg bei Poltawa 1709 gewann er mit russischer Hilfe die Krone Polens zurück. Er baute seine Residenzen Dresden und Warschau nach dem Vorbild Versailles aus. Allerdings ruinierte seine Verschwendungssucht die sächsischen Finanzen. Von seiner Frau getrennt lebend, hatte er zahlreiche Mätressen; angeblich zeugte er mehrere hundert Kinder. Aurora von Königsmarck gebar ihm den Grafen Moritz von Sachsen, die Türkin Fatime den Grafen Rutowski. Seinen Sohn Friedrich August II., verheiratete er mit der österreichischen Kaiserstochter Erzherzogin Maria Josepha. Für diese Hochzeit ließ August den Zwinger (1710 – 32) im Barockstil von Baumeister Pöppelmann und Bildhauer Permoser samt Parkanlagen errichten. Schloss Pillnitz, ein Schulbeispiel des chinoisen Stils, in dem die Architektur des Fernen Ostens mit, der des Barockstils verschmilzt, ließ er für seine Mätresse, die Gräfin Cosel, erbauen.

Auch Friedrich August III. (Kurfürst von Sachsen 1763 -1808) beziehungsweise Friedrich August I. (König von Sachsen 1808 -27), der Gerechte, setzte die rege Bautätigkeit seines Vaters fort. Bis zum Bombardement am 13./14. Februar 1945, dem die Dresdner Altstadt fast gänzlich zum Opfer fiel, galt Dresden (Elbflorenz) als eine der schönsten deutschen Städte. Viele historische Gebäude wurden in der Zwischenzeit wiederhergestellt.

Kern der Altstadt am linken Elbufer ist das Schloss, eine Vierflügelanlage aus dem 16. Jh. (Wohnschloss für Herzog Georg, dem Bärtigen – Georgenbau), das später häufig dem Zeitgeist entsprechend umgestaltet worden war.  Das Bindeglied zwischen dem Johanneum, benannt nach König Johann, und dem Schloss, sind die Rundbogen-Arkaden des Langen Ganges. Das Johanneum bildet den Hauptbau des ehemaligen kurfürstlichen Stallgebäudes, dessen Schaufassade sich zum Jüdenhof wendet. Genauso sehenswert wie die Hoffront des Langen Ganges ist deren Außenseite. Auf einer Länge von 102 m hat hier der Maler Wilhelm Walter 1873 – 76 die tausendjährige Geschichte des Fürstenhauses Wettin, den „Fürstenzug“ dargestellt. 35 Markgrafen, Kurfürsten und Könige wurden hoch zu Ross in der epochegetreuen Kleidung und Bewaffnung abgebildet. Die Kratzputztechnik wurde 1906 auf 24.000 Meißner Porzellanfliesen übertragen.

Die Frauenkirche galt den Dresdnern von Anfang an als Symbol des evangelischen Selbstbewusstseins. Georg Bähr, Ratszimmermeister, wurde 1726 mit dem Entwurf und der Bauleitung betraut. Nach seinem Tod (1738) vollendete sein Schüler J.G. Schmid (1743) das Bauwerk. Seither bestimmte die Frauenkirche mit ihrer Form das Stadtbild. In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 zerstört, wurde sie zur 800-Jahrfeier Dresdens, 2006 weitgehend fertiggestellt und erstrahlt jetzt wieder in neuem Glanz.

Der Theaterplatz wird östlich von der Hofkirche und dem Residenzschloss begrenzt. Die Grenze zur Elbe hin bildet das „Italienische Dörfchen“, ein niedriger Portalbau aus 1912 von Erlwein im Dresdner Neobarock, der Figurenschmuck stammt von Georg Wrba. Die Altstädter Wache entstand nach einem Entwurf von K. F. Schinkel, errichtet wurde sie vom Baumeister J. Thürmer in den Jahren 1830 – 32. Die Reiterstatue des Sachsenkönigs Johann, die 1899 von Johannes Schilling geschaffen wurde, beherrscht die Platzmitte. 1548 bestand auf dem Platz der heutigen Semperoper die Kurfürstliche Kantorei, die Moritz von Sachsen erbauen ließ. Sie war das erste feste Theater nördlich der Alpen. 1841 wurde das neue Königliche Hoftheater, das von Gottfried Semper erbaut wurde und diesen damit schlagartig berühmt machte, errichtet. 1842 kam Richard Wagner in die Stadt; er inszenierte hier die Uraufführungen seiner Opern „Rienzi“, „Der Fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“. 1869 brannte dieser erste Bau ab, bis 1878 spielte man provisorisch in der „Bretterbude“, bis das neue Haus, wieder von Gottfried Semper, fertiggestellt war. 1945 in Schutt und Asche gelegt, dauerte es 40 Jahre, bis es – äußerlich wenigstens – wieder seine Gestalt erhielt. Die Bronze-Pantherquadriga auf dem zweigeschossigen Mittelbau stammt von Johannes Schilling.

Das Taschenbergpalais in der Sophienstraße ist ein Barockbau, der 1707 – 11 nach Plänen von Matthäus Daniel Poppelmann errichtet wurde. Der Cholerabrunnen vor dem Palais wurde von Gottfried Semper in neugotischem Stil errichtet.

Der Zwinger steht auf dem freien Platz hinter der ursprünglichen Befestigungsanlage, woran noch der Zwingerteich und -graben erinnern. Dieser Platz wurde einst für Turniere und höfische Spiele genutzt. Die heutige Anlage, der schönste und kostbarste Barockbau Dresdens, wurde 1711 – 28 von Matthäus Daniel Pöppelmann errichtet. Die Plastiken stammen von Balthasar Perlmoser. Das Kronentor wird von einer Krone mit vier vergoldeten polnischen Adlern bekrönt (1713). Rechts befindet sich der Mathematisch-Physikalische Salon mit einer der ältesten und bedeutendsten Geräte- und Globensammlungen. Links vom Kronentor ist die Porzellansammlung untergebracht. Der Ausgang Richtung Stadt führt durch den Glockenspielpavillon. Das Glockenspiel ist aus Meißner Porzellan. Es war Gottfried Semper, damals Professor an der Kunstakademie, vorbehalten die noch 100 Jahre nach der Erbauung der Anlage offene Seite hin zum Theaterplatz zu schließen (Galeriegebäude – ab 1847) und die durch die Einwirkungen des Siebenjährigen Krieges entstandenen Schäden zu beseitigen.  In der Rüstkammer kann eine prächtige Sammlung von Prunkwaffen der sächsischen Fürsten, die der Repräsentation dienten, besichtigt werden.

Der darauffolgende Tag war wieder ein Ausflugstag. Die erste Station war Halle / Saale im Bundesland Sachsen-Anhalt, das am 21. Juli 1947 im Zuge der Auflösung Preußens gegründet wurde. Im Frühmittelalter war diese Gegend einer der kulturellen Schwerpunkte des deutschsprachigen Raumes; die heutige Landeshauptstadt Magdeburg eines der politischen Zentren des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die Besiedlung der Stadt in der Vorgeschichte erfolgte durch Hermunduren, Angeln und Warnen (Thüringer) sowie Wenden. Erstmals als „Halla“ im Jahr 806 erwähnt, gründete Otto I. 968 das Erzbistum Magdeburg, dem Halle bis 1680 angehörte. 1120 wurde die Stadt, die durch den Salzhandel zu Reichtum gekommen war, erweitert.  Ende des 12. Jh. entstand die Innung der Pfänner, wodurch ein selbstbewusstes Bürgertum entstand. Durch einen im Jahr 1263 geschlossenen Vertrag mit Erzbischof Rupertus wurde der Stadt Gebietsschutz verbrieft. Ab 1281wurde sie als Mitglied der Hanse geführt und verwaltete sich ab 1310 selbst. In das Jahr 1341 fällt der Baubeginn des starken Turms zwischen Waage und Rathaus, der bis 1835 zur sicheren Unterbringung der Privilegien diente. Im 14. Jh. kam es immer wieder zu Kämpfen zwischen der Bürgerschaft und den erzbischöflichen Stadtherren, was mit dem Sieg der Stadtherren 1479 endete. In dieses Jahr fällt auch der Baubeginn der Moritzburg durch Erzbischof Ernst. In der Blütezeit, unter seinem Nachfolger Albrecht, wurden die Residenz und die Marktkirche erbaut, sowie die Kirche des im Jahr 1271 gegründeten Dominikanerklosters in eine Kathedralkirche umgewandelt. Im Jahr 1683 kam Halle an Brandenburg-Preußen. Die Universität wurde 1694 gegründet und im Jahr 1817 mit der von Wittenberg vereinigt.

Unter den Sehenswürdigkeiten Halles sind zu nennen: Die Marktkirche ‚Unserer Lieben Frauen‘, die auf zwei romanische Gotteshäuser zurückgeht, die Marien- und Gertrudenkirche (1530 – 54), deren Türme erhalten blieben und zwischen die 1530-54 eine spätgotische Hallenkirche eingebaut wurde. Der Rote Turm ist ein Glockenturm mit achteckigem Obergeschoß, der zwischen 1418 und 1506 erbaut wurde und mit den vier Türmen der Marktkirche als Wahrzeichen der Stadt gilt, eine steinerne Rolandfigur steht davor.

Dem wunderbar gegliederten und übersichtlich gestalteten Museum für Vorgeschichte und der darin aufbewahrten Himmelsscheibe von Nebra galt unser Hauptaugenmerk.

Das Denkmal für den am 23.02.1685 in Halle geborenen Komponisten Georg Friedrich Händel, von Hermann Heidel aus 1858, steht vor seinem Geburtshaus, dem wir einen Besuch abstatteten, um unser Wissen über das Leben und Wirken des Komponisten zu vertiefen.

Weiter führte uns unsere Reise nach Weißenfels, wo uns eine Führung erwartete, die vor allem auf die Berühmtheiten, die einst die Stadt bevölkerten, eingehen sollte.

Das Gebiet der mittleren Saale ist seit mehreren Jahrtausenden bevorzugter Siedlungsraum. Zu Beginn unserer Zeitrechnung lebten hier die westgermanischen Hermunduren aus der Stammesgruppe der Sueben. Der Kontakt zum Römischen Reich ist durch Grabungsfunde bewiesen. Die Thüringer lebten im 5. Jh. in ihrem Königreich, das 531 durch die Franken zerstört worden war. In die Siedlungsgebiete östlich der Saale wanderten im 6. und 7. Jh. westslawische Stämme ein. Im frühen 11. Jh. setzte ein verstärkter Zuzug germanisch/fränkischer Siedler ein. Die erste urkundliche Erwähnung einer Burg in Weißenfels findet man Ende des 10. Jh. Nach dem Tod des letzten ekkehardinischen Markgrafen, Ekkehard II., im Jahr 1046 kam Weißenfels an Friedrich II. von Goseck, dem Pfalzgrafen von Sachsen. Nach dem Tod Friedrichs III. im Jahr 1085 erwarb Landgraf Ludwig von Thüringen, der Springer, durch die Heirat seiner Witwe, Adelheid von Stade, diese Besitzungen. 1180 kaufte Otto der Reiche von Meißen dieses Gebiet. Das Stadtrecht wurde Weißenfels im Jahr 1185 verliehen. Geographisch günstig gelegen, entwickelte sich im Laufe des Spätmittelalters eine handwerklich geprägte Stadt. Martin Luther soll sowohl 1518 als auch 1521 in der Weißenfelser Marienkirche gepredigt haben. Hier hat Heinrich Schütz (1585 – 1672), der Komponist der ersten Deutschen Oper („Daphne“) sowohl seine Kindheit als auch seinen Lebensabend verbracht. Novalis (Friedrich von Hardenberg, 1772 – 1801), deutscher Schriftsteller und Philosoph, verstarb in Weißenfels am 25.03.1801 an TBC. Die Mutter Richard Wagners, Johanne Rosine Wagner (1774 – 1848), erblickte als Tochter des Bäckers Pätz hier das Licht der Welt. Der berühmter deutsche Orgelbauer Friedrich Ladegast (1818 – 1905) ließ sich 1846 in Weißenfels nieder, wo er auch am 30.06.1905 verstarb. Eine Ladegast-Orgel erklingt in der Nikolaikirche in Leipzig. Zeitweilig weilte hier Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Friedrich Nietzsche.

Auch an Sehenswürdigkeiten ist diese Stadt reich. Die Stadt wird bekrönt vom Schloss Neu-Augustenburg, dass eine der größten frühbarocken Schlossanlagen Mitteldeutschlands darstellt. Im Geleitshaus mit Museum und Restaurant wurde der Leichnam des bei Lützen während des Dreißigjährigen Kriegs gefallenen Schwedenkönigs, Gustav II.  Adolf, seziert und einbalsamiert. Das Heinrich-Schütz-Haus, heute Museum, ist zweifellos das bestrenovierte Haus der Stadt. Im Novalishaus ist die Stadtbibliothek im Erdgeschoß, das Museum zu seinem Gedenken im Obergeschoß untergebracht. Im angrenzenden Stadtpark befindet sich sein Grabmal. In der spätgotischen Marienkirche steht sich eine Ladegast-Orgel. Das barocke Rathaus sowie weitere barocke Fassaden sind in der Innenstadt zu sehen. Auch das Fürstenhaus in der Leipzigerstraße 9, wurde 1673 im Barock-Stil erbaut. Es diente als Wohnsitz hoher herzoglicher Beamter. Ein 2012 vom Richard Wagner-Verband Leipzig gespendeter Gedenkstein markiert die Stelle, an der das Geburtshaus von Wagners Mutter stand.  Wie schon in Freiberg fehlt auch in Weißenfels die ‚bestens ausgebildete Söhne-Generation‘, die mangels Entfaltungsmöglichkeiten ihre Heimatstädte verließen, weshalb wir einen eher bedrückenden Eindruck von der Stadt bekamen.

Und weiter ging‘s nach Naumburg /Saale.  Die Stadt liegt im Süden von Sachsen–Anhalt an der Mündung der Unstrut in die Saale. Das außergewöhnlich milde Klima begünstigt den Wein-Anbau. Die Stadt wurde erstmalig 1012 urkundlich erwähnt, als an der Kreuzung zweier Handelsstraßen die neue Burg der Ekkehardinger, der Markgrafen von Meißen, entstand. 1021 wurde eine Propstei an der Stelle des heutigen Naumburger Domes errichtet. 1028 wurde der Bischofssitz von Zeitz hierher verlegt, was sie bis 1568 (Reformation) blieb, obwohl schon ab dem 13. Jh. die Bischöfe meist wieder in Zeitz residierten. 1030 wurde die Domschule gegründet, 1144 erhielt Naumburg das Stadtrecht. Im Mittelalter war Naumburg aufgrund der Lage an der Via Regia ein bedeutender Handelsplatz. Breits ab 1278 gab es hier Messen; diesen Rang verlor die Stadt 1500 an Leipzig. Der Dreißigjährige Krieg brachte die wirtschaftliche Blüte endgültig zum Erliegen. Das säkularisierte Bistum ging an die Kurfürsten von Sachsen über. Bei der Aufteilung unter den vier Söhnen Johann Georgs I. kam das Naumburger Stiftsgebiet an die Sekundogenitur Sachsen-Zeitz, die dem jüngsten Sohn Moritz zufiel. Dieser nutzte das Naumburger Stadtschlösschen bis zur Fertigstellung der Moritzburg als Residenz. 1718 fiel das Stiftsgebiet nach dem Aussterben dieser Linie an die Dresdner Kurlinie (Albertiner) zurück. Die bis zum Ende des Spätmittelalters in Naumburg lebenden Juden wurden 1494 von Bischof Johann III. vertrieben: „die ansässigen Juden nach Ablauf ihrer Geleite und Verschreibungen zu verabschieden, aus allen Gebieten auszuweisen und auch künftig keine Juden mehr zuzulassen“. Der Grund waren die angeblich verlangten Wucherzinsen. Die Stadt ist auch eng mit Martin Luther verbunden, der in Naumburg erstmals 1521 predigte und 1542 gemeinsam mit Philipp Melanchton hier Quartier bezog. Nikolaus von Amsdorf wurde von Luther im Dom zum ersten evangelischen Bischof geweiht. Die prägendste reformatorische Persönlichkeit der Stadt ist hingegen Nikolaus Medler, der 1536 die Stelle des Superintendenten der Stadtkirche St. Wenzel antrat und eine Kirchen- und Schulordnung verfasste, die von Luther gebilligt wurde. Nach dem Wiener Kongress von 1815 fiel Naumburg an Preußen. Im April 1945 wurde die Stadt bombardiert und schwer beschädigt. Am 2. Juli 1945 zogen die Truppen der Roten Armee in Naumburg ein. Nach der Wende wurde die Stadt ein Teil des neu gebildeten Landes Sachsen-Anhalt.

Die Geschichte des Naumburger Doms: In der Zeit um 1000 errichtete Ekkehard I. seinen neuen Stammsitz, die „neweburg“ an der Ostgrenze des Deutschen Reichs. Seine Söhne Hermann und Ekkehard II. gründeten kurze Zeit später eine kleine der Hl. Maria geweihten Stiftskirche. Ab dem Frühjahr 1029 wurde daneben mit dem Bau einer frühromanischen dreischiffigen kreuzförmigen Kathedrale begonnen, die vor dem Jahr 1044 Peter und Paul geweiht wurde.  Um 1160 bis 70 erhielt dieser Dom eine Hallenkrypta, die in den um 1210 begonnenen spätromanischen Neubau übernommen wurde. Vermutlich auf Veranlassung des Wettiner Markgrafen Heinrich von Meißen begann man um 1250 bis 60 mit der Errichtung des frühgotischen Westchors. Auch das erste freistehende Geschoß des Nordwestturms wurde von derselben Werkstatt errichtet, bevor sie nach Meißen weiterzog. Der Lettner, der das Langhaus des Domes vom Westchor abgrenzt, gehört mit seinem Passionsrelief sowie der Kreuzigungsgruppe im Portal zu den Hauptwerken des ‚Naumburger Meisters‘. Die zur Zeit der Errichtung des Domes amtierenden Landesherren sind im Arkadenfries im Inneren des Westchores verewigt, nämlich Hermann von Meißen und Reglindis sowie Ekkehard II. von Meißen mit seiner Ehefrau Uta. Weitere 8 Männer und 4 Frauen sind dargestellt, deren Besonderheit in der wirklichkeitsnahen Darstellung ihrer Kleidung bzw. Waffen liegt. Zwei Bildwerke aus der Werkstatt des Naumburger Meisters befinden sich im Hochchor: das Grabmal Bischof Dietrichs II. und das lebensgroße Standbild eines Diakons mit Lesepult.  Um 1330 wurde die spätromanische Apsis durch ein hochgotisches Chorjoch ersetzt. Bemerkenswert sind die Glasmalereien  der Fenster, die die klugen und die törichten Jungfrauen, die Tugenden und Propheten wohl aus der Bauzeit darstellen, während die Passion, Marienszenen, Apostel und Propheten aus dem ersten Drittel des 15. Jh. stammen. Der Ost-Lettner ist der älteste erhaltene Hallenlettner aus dem Jahr 1230.

Die älteren Klausurgebäude und der Kreuzgang liegen nördlich der Kirche. Teile des Osttraktes der Klausur des frühromanischen Domes wurden in den Jahren 1961 – 65 ausgegraben. An der Südseite des Domes befindet sich eine weitere größtenteils spätromanische Klausur, die um 1245 errichtet worden war. Im Jahr 1270 wurde ein Kreuzrippengewölbe eingezogen, während der Ost- und Nordtrakt weitgehend in spätromanischer Form erhalten blieb. Am südlichen Querschiffarm wurde eine zweijochige, spätromanische Vorhalle angebaut. Die spätgotische Dreikönigskapelle an der Ostseite der Klausur wurde im Jahr 1416 vollendet, sie wurde an der Stelle einer frühromanischen Kapelle aus dem 11. Jh. errichtet, deren kleine Apsis als Privatkapelle dem Naumburger Bischof diente. In der Dreikönigskapelle wird der Christus-Zyklus aus der Kunstsammlung des Domherren Immanuel Christian Leberecht von Ampach gezeigt.

Neben den Stifterfiguren befinden sich weitere bedeutende Skulpturen im Dom, so die der Heiligen Elisabeth von Thüringen in der Erdgeschoßkapelle des Nordwestturms aus der Zeit um 1235 und ist somit eine der ältesten bildlichen Darstellungen der Heiligen. Die Gestühle sind aus der Bauzeit des spätromanischen Doms erhalten, ebenso aus 1260 und aus dem 15. Jh. die drei Lesepulte aus dem 15. Jh.  Des Weiteren sind viele Grabsteine zu bemerken, manche datieren ins 13. und 14. Jh. zurück, woraus man einen guten Überblick über die Grabmalskulptur in Mitteldeutschland gewinnt.

Am 1. Februar stand die Aufführung von „Lohengrin“ in Chemnitz auf unserem Programm. Auf dem Weg dorthin machten wir in Zwickau halt, wo uns eine Führerin durch die Stadt geleitete.

Der Name Zwickau leitet sich vermutlich von der sorbischen Bezeichnung Šwikawa ab, könnte aber auch auf Svarozič, dem slawischen Gott der Sonne und des Feuers zurückzuführen sein. Es könnte demnach ‚Tal‘ oder ‚Aue des Feuergotts‘ bedeuten. Allerdings scheint 1650 in der ‚Topographia Superioris Saxonia‘ ein latinisierter Stadtname ‚Cygnau‘ auf, was so viel wie Schwanenfeld bedeutet. 1118 wurde in einer von Bischof Dietrich I. ausgestellten Urkunde erstmals das ‚territorium Zewickaw‘ erwähnt. Um 1150 begann sich eine Kaufmannssiedlung um die Nikolaikirche des heutigen innerstädtischen Gebiets zu etablieren. Parallel dazu entstand ein Siedlungszentrum um die Marienkirche und um das Schloss Osterstein. Das Stadtrecht dürfte vor 1212 verliehen worden sein. Das Franziskanerkloster wurde erstmals 1232 erwähnt. Die Zisterzienser legten 1240 einen Wirtschaftshof an, der dem Kloster Grünhain unterstellt war. Ab 1266 gibt es ein Spital, ab 1273 einen Rat und ab 1297 ist ein Bürgermeister nachweisbar. Die wichtigen Handelswege, die die Zwickauer Mulde durchquerten, förderten den Wohlstand der Bürger, sodass die Stadt in den Jahren 1290 bis 1407 neben Augsburg und Nürnberg als Reichsstadt ersten Ranges galt. Im Jahr 1316 begann der Bergbau in dieser Region, als Markgraf Friedrich der Gebissene die Stadt mit einer Fundgrube in Fürstenberg belehnte, wo Silber und Kupfer abgebaut wurden. Seit dem Jahr 1327 gab es eine Stadtbefestigung. Der erste große Brand im Jahr 1328 vernichtete nicht nur große Teile der Stadt, sondern auch die Marien- und die Katharinenkirche. Ein weiterer Brand im Jahr 1403 vernichtete fast die ganze Stadt, worauf Markgraf Wilhelm I. der Stadt eine siebenjährige Steuerbefreiung gewährte. 1430 belagerten Hussiten die Stadt erfolglos, plünderten und brannten jedoch die Vorstädte und die umliegenden Dörfer nieder. 1407 fand das sogenannte Blutgericht statt, das dem korrupten Stadtrichter, dem Bürgermeister und drei Ratsherren das Leben kostete. Von Kaiser Friedrich III. erhielt die Stadt 1473 das Rotsiegelprivileg, das neben dem Kaiser nur staatswichtigen oder geistlichen Würdenträgern vorbehalten war. Der ernestinische Kurfürst Friedrich III., genannt Friedrich der Weise, bezeichnete Zwickau als ‚die Perle im Kurfürstentum Sachsen‘. Der Nürnberger Maler Michael Wohlgemut, bei dem Albrecht Dürer in der Lehre war, schuf 1478 den Flügelaltar der Marienkirche. Im Jahr 1504 erhielt der Bildschnitzer Peter Breuer das Bürgerrecht. Besondere Beachtung verdient seine Pieta im Mariendom. Auch der Steinmetz und Bildhauer Paul Speck, der zwischen der Spätgotik und der Renaissance lebte, schuf zahlreiche Werke für die Stadt, so z.B. die Kanzel und den Taufstein des Mariendoms. Neben dem Stadtarchiv, dessen Gründung im Jahr 1487 stattfand, verfügt Zwickau mit der Ratsschulbibliothek über eine der ältesten Bibliotheken im obersächsischen Raum. Hexenprozesse fanden in den Jahren 1424 bis 1629 statt. Gregorius Agricola (1494 – 1555) war Rektor der damals bekannten Ratsschule. Von Oktober 1520 bis April 1521 predigte Thomas Müntzer hier, der sich den ‚Zwickauer Propheten‘ anschloss und später von Luther als ‚Schwärmer‘ bekämpft wurde. Als Martin Luther im April 1522 hierherkam, um zu predigen, fiel er fast einem Mordanschlag zum Opfer. Im Jahr 1523 wurde die erste Druckerei in Zwickau errichtet. 1525 kam es auch hier zu Bauernaufständen, deren Teilnehmer von Kurfürst Johann dem Beständigen begnadigt wurden. Im Schmalkaldischen Krieg wurde die Stadt im Januar 1547 durch die Truppen des Albertiner Herzogs Moritz, der, obwohl Protestant, das Heer Kaiser Karls V. unterstützte, besetzt, geplündert, abgebrannt und die Bewohner vertrieben. Sein Lohn war die Übertragung der Kurfürstenwürde, die ihm auf dem Reichstag zu Augsburg verliehen wurde. Als einzige große Stadt Sachsens gehörte Zwickau bis zum Ende des Heiligen Römische Reichs zum Kurfürstentum Sachsen. Sowohl der Dreißigjährige Krieg (1618-48), während dem Zwickau neun Mal belagert wurde, als auch der Siebenjährige Krieg (1756-1763) waren durch hohe Kontributionszahlungen eine große Belastung für die Stadt. Am 16. Mai 1812 wurden Kaiser Napoleon und seine Gemahlin Marie Louise von den Bürgern der Stadt freudig empfangen. Bis 1806 kurfürstliche Stadt, war Zwickau im Königreich Sachsen seit den Jahren 1834/35 Kreisdirektionsitz und ab 1874 Sitz der Kreishauptmannschaft. Im Jahr 1907 wurde sie eine kreisfreie Stadt. In der DDR verlor Zwickau im Jahr 1953 seinen Rang als Bezirksregierungssitz und wurde Teil des Bezirks Karl-Marx-Stadt und 2008 in den neugebildeten Landkreis Zwickau eingegliedert.

Zwickau ist die Wiege der sächsischen Automobilindustrie. Die mehr als hundertjährige Tradition in der Automobilherstellung begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gründung der Werke von Horch (1904) bzw. Audi (1909/1910), die in den 1930er und 1940er Jahren von der Auto-Union und während der DDR-Zeit von den Sachsenring-Werken weitergeführt wurde. Ab 1958 wurde hier der „Trabant“ gebaut. Nach dem Ende der Teilung gründete die Volkswagen AG eines der größten Unternehmen der neuen Bundesländer, die VW-Sachsen GmbH.

Leider waren alle Kirchen der Stadt nicht zugänglich. Der Dom St. Marien geht auf die 1206 begonnene Pfarrkirche zurück, beim Neubau des Langhauses in den Jahren 1505 – 1537 wurden ältere Teile verwendet. Die spätgotische Hallenkirche mit schmälerem dreischiffigem Chor besticht durch die reiche Gestaltung der Außenfassade. Die Priesterhäuser, Domhof 5-8, gehören mit ihren steilen gotischen Giebeln zu den ältesten Wohngebäuden Deutschlands und sind einmalig in Sachsen. In der Katharinen-Kirche, einer spätgotisch-erneuerten Hallenkirche aus den 13. – 15. Jh., predigte Thomas Müntzer. Das Gewandhaus ist ein zentrales Wahrzeichen der Stadt, es vereint Stilelemente aus der Spätgotik mit jenen der Frührenaissance. Es wurde im Jahr 1525 erbaut und findet seit dem Jahr 1823 als Theater Verwendung. Das benachbarte, im Jahr 1862 neugotisch-erneuerte Rathaus am Hauptmarkt, eines der Wahrzeichen der Stadt, bewahrt vom spätgotischen Ursprungsbau die Jakobskapelle aus dem Jahr 1477, die heute als Ratssaal genutzt wird. Das 1480 errichtete Dünnebierhaus liegt im Zentrum an der Katharinenstraße. Das Kräutergewölbe aus dem Jahr 1470 und die Löwen-Apotheke (1484), auf dem Hauptmarkt gelegen, gehören als ehemalige mittelalterliche Apotheken zu den ältesten zu diesem Zweck genutzten Bauwerken Deutschlands. Das Geburtshaus des Komponisten der Romantik, Robert Schumann, wurde 1450 erbaut (Hauptmarkt 5) – ist eines der zahlreichen historischen Patrizierhäuser – das anlässlich seines hundertsten Todestages 1956 originalgetreu restauriert wurde.  Das Kornhaus wurde um 1480 vom Zwickauer Patrizier Martin Römer errichtet, es ist eines der größten und ältesten Profanbauten der Stadt und wird jetzt als Zentralbibliothek genutzt.

Und weiter ging die Fahrt nach Chemnitz, deren Name sich vom gleichnamigen Fluss ableitet, der auf den obersorbischen Namen Kamenica – Steinbach – zurückgeht. Die älteren Stadtgebiete befanden sich zur Zeit des Perms am Äquator, sie waren von tropischem Regenwald bewachsen. Durch Vulkaneruptionen ausgestoßene Asche wurden Fauna und Flora verschüttet, wodurch die Fossilisation, der versteinerte Wald, entstand. Bis ins 11. Jh. war die Gegend mit dichten Wäldern und Seen bedeckt, die wenige slawische Jäger und Fischer seit dem 6. Jh. bewohnten. Im Jahr 1136 gründete Kaiser Lothar III. bei Chemnitz das Benediktinerkloster St. Marien, das 1143 das Marktprivileg erhielt. Durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa, wurde der Ansiedlung um 1174 das Stadtrecht verliehen. Chemnitz war Kreuzungspunkt der Straßen Leipzig/Altenberg nach Böhmen und der Frankenstraße von Nürnberg/Hof nach Freiberg/Dresden/Breslau. Chemnitz wurde nach der Schlacht bei Lucka 1307 Wettinisch. 1357 erhielten vier Bürger das Bleichprivileg, wodurch die Stadt eine Zentralstellung in der Textilproduktion erreichte. Ab 1470 beteiligten sich auch Chemnitzer Bürger am Bergbaugeschäft. In dieser Zeit entstand das Rathaus, das Gewandhaus, die Lateinschule und mehrere Bürgerhäuser. Ab etwa 1531 wirkte der bedeutende Universalgelehrte Georgius Agricola als Stadtarzt und Bürgermeister in der Stadt. Mit der Einführung der Reformation wurde 1540 das Franziskanerkloster aufgelöst und das Benediktinerkloster ab 1541 weltlich verwaltet. Während des Dreißigjährigen Krieges mehrmals zerstört, dauerte die Tilgung der Kriegsschulden bis 1698. Danach entwickelte sich die Stadt zu einem Mittelpunkt der Webfabrikation. 1945 wurde Chemnitz weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau veränderte die Stadtstruktur sehr stark im Sinne einer ‚sozialistischen‘ Großstadt.

Das bekannteste Wahrzeichen ist das vom russischen Künstler Lew Kerbel stammende Karl-Marx-Monument (1971).  Der Theaterplatz ist ein Architekturensemble; es besteht aus dem King-Albert-Museum von Richard Möbius (1909), der Petrikirche (Neogotischer Sandsteinbau von Hans Enger) und dem Opernhaus von Richard Möbius (1906—09).

Am 2. Februar fuhren wir,durch die vielen Eindrücke bereichert,wieder nach Wien zurück.

Liane Bermann