Bayreuther Festspiele

Richard Wagner wünschte sich ein Theater abseits der Metropolen und ohne den Kompromissen eines Repertoires zur Darbietung seiner Werke. Mit Hilfe seines Mäzens Ludwig II. von Bayern und seiner Förderin Marie Gräfin von Schleinitz, die auch am Bayreuther Patronatsverein maßgeblich beteiligt war, konnte dieser Wunsch in die Tat umgesetzt werden.

Im Jahr 1871 wählte Richard Wagner die oberfränkische Stadt Bayreuth für seine Festspiele aus. Er war der Annahme dass das markgräfliche Opernhaus auf Grund der großen Bühne für die Aufführung seiner Werke geeignet sei. Der Orchestergraben konnte jedoch die große Anzahl der Musiker nicht fassen und der Zuschauerraum entsprach nicht seiner Idee vom Kunstwerk der Zukunft.

Da sich das markgräfliche Opernhaus als nicht geeignet erwies, entdeckte Wagner den Grünen Hügel in Bayreuth für sich und beschloss den Bau eines eigenen Festspielhauses.

Die ersten Festspiele unter seiner Leitung fanden am 13. August 1876 statt. Zu den illustren Gästen zählten nicht nur Kaiser Wilhelm I., Kaiser Pedro II. von Brasilien und König Karl von Württemberg, auch Franz Liszt, Gottfried Semper, Friedrich Nietzsche, Peter I. Tschaikowsky und Anton Bruckner besuchten die Aufführungen. Insgesamt gab es drei Aufführungszyklen des „Ring des Nibelungen“.

Auf Grund des finanziellen Misserfolgs konnten die nächsten Festspiele mit der Uraufführung des „Parsifal“ im Jahr 1882 stattfinden. Es sollten dies auch Wagners letzten Festspiele sein, er starb ein halbes Jahr später in Venedig.

Wagner untersagte niemals die Aufführung seiner Frühwerke „Die Feen“, „Das Liebesverbot“ und „Rienzi“, bekundete aber auch keinerlei Interesse diese Werke in Bayreuth aufführen zu lassen. So ist es bis heute üblich, dass nur seine zehn Hauptwerke von Holländer bis Parsifal bei den Festspielen aufgeführt werden.

Nach dem Tode Wagners leitete seine Witwe Cosima die Festspiele, welche zunächst – aus wirtschaftlichen Gründen – nicht jährlich stattfanden. Da es sich bei den Festspielen um ein Privatunternehmen der Familie Wagner handelte, und auch die Publikumsnachfrage nicht immer ausreichend war, wurde immer ein Jahr pausiert, um die finanziellen Engpässe überwinden zu können.

Cosima Wagner führte ab 1886 selbst Regie und hatte eine strenge Vorstellung von Werktreue. So wurden nicht nur die Bühnenbilder beibehalten, auch die Regieanweisungen Wagners wurden streng überwacht.

Aus gesundheitlichen Gründen übergab Cosima 1908 die Leitung ihrem Sohn Siegfried, der schrittweise Modernisierungen durchführte. Die Unterbrechung der laufenden Saison 1914 wurde durch den ersten Weltkrieg erzwungen. Durch die Rückerstattung bereits erworbener Karten wurde ein hohes Defizit verursacht. Erst 1924 konnten die Festspiele unter der Leitung Siegfrieds wieder aufgenommen werden. Allerdings geriet die „Meistersinger“-Premiere zu einer unverblümten nationalistischen Veranstaltung. Der Schlussaplaus mündete in das vom Publikum gesungene Deutschlandlied.

1930 starb starb Siegfried Wagner während der Proben zu den Festspielen an den Folgen eines Herzinfarkts, nachdem er im Jahr zuvor testamentarisch festgelegt hatte, dass nur Werke Richard Wagners in Bayreuth aufgeführt werden dürfen. Mit Übernahme der Festspiele durch Winifred Wagner, der Witwe Siegfrieds, begannen Anfang der 1930er Jahre die problematischsten Zeiten der Festspiele. Einerseits kam es zu Spannungen zwischen den Dirigenten Karl Muck, Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini, andererseits zog Toscanini seine Zusage für die Festspiele 1933 auf Grund der Machtübernahme der Nationalsozialisten zurück.

Die Zeit des Nationalsozialismus und die Nähe Winifred Wagners zu Reichskanzler Adolf Hitler brachten die Festspiele schließlich an ihren Tiefpunkt. Hitler besuchte die Festspiele an der Seite Winifreds bis 1940, Thomas Mann bezeichnete das Bayreuther Festspielhaus gar als „Hitlers Hoftheater“. Diese Ereignisse trugen im Wesentlichen dazu bei, dass Wagner und seine Musik, sogar heute noch gerne mit dem Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht wird. Betrachtet man jedoch Wagners Biographie, wäre er als freiheitsliebender Mensch, der am Dresdner Maiaufstand beteiligt war, mit dem Regime des Dritten Reiches sicherlich nie einverstanden gewesen.

1949 wurde die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth gegründet, welche sich für eine Wiederaufnahme der Festspiele einsetzte und Geldspenden einwarb. Die neue Festspielleitung lag nun in den Händen der Wagner-Enkel Wieland und Wolfgang. Wolfgang Wagner leitete die Festspiele bis 2008 und übergab diese in die Hände seiner Töchter Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner.

Seit 1973 ist die Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth Träger des Bayreuther Festspielhauses. Zu den Stiftungsmitgliedern zählen die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth, die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die Bayerische Landesstiftung, die Oberfrankenstiftung, der Bezirk Oberfranken und Mitglieder der Familie Wagner. Geschäftsführer des Stiftungsrates ist der Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth. Die Durchführung der Festspiele erfolgt seit 1986 durch die Bayreuther Festspiele GmbH.